Setzling in Händen

Traumatherapie

Was ist eine traumatische Erfahrung?

Es gibt Erfahrungen im Leben, die unser Vertrauen in unsere Sicherheit zutiefst erschüttern. Diese Erfahrungen sind dann traumatisch, wenn ein starkes Missverhältnis erlebt wurde zwischen der Bedrohung und den individuellen Möglichkeiten, ihnen in irgendeiner Weise noch standzuhalten. Die Erfahrung der schutzlosen Preisgabe geht dann zusammen mit einer dauerhaften Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis.

Dies kann zustande kommen durch eine lebensbedrohliche Situation, der wir vielleicht nur knapp entkommen sind, die den Organismus in einen Alarmzustand versetzt und sämtliche Schutzreflexe mobilisiert hat – ohne dass die äußere Situation dadurch verändert werden konnte. Oder unsere leib-seelischen Grenzen wurden durch Vernachlässigung oder sexuellen Missbrauch verletzt. In dieser Bedrohung selbst haben wir vielleicht gar nichts gespürt, vielleicht sogar das Geschehen wie aus großer Ferne und wie unwirklich erlebt. Manchmal wird das Erlebte (nahezu) vergessen.

Wie wirkt sich eine traumatische Erfahrung aus?

In einer traumatischen Erfahrung dringen zu viele, bedrohliche Informationen auf einmal auf uns ein. Die Folge davon ist, dass sie nicht als etwas Zusammenhängendes gespeichert werden können, sondern als eine chaotische Sammlung von äußeren und inneren Eindrücken in unserem Langzeitgedächtnis gespeichert werden. So können lebensbedrohliche Ereignisse wie Unfälle, (Natur-)Katastrophen, das Erleiden oder Miterlebenmüssen von schweren Gewalthandlungen, der plötzliche Tod eines nahestehenden Menschen, (wiederholter) sexueller Missbrauch, aber auch das Identitätsgefühl bedrohende heftige Kränkungen als seelische Verletzungen (Traumata) zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen. Die Anzeichen dieser Störung können sein:

  • ungewollt sich aufdrängende Erinnerungen an die traumatische Situation (sog. Flashbacks) oder Erinnerungslücken
  • unerklärliche Erregungszustände bzw. auch Schreckhaftigkeit
  • Schlafstörungen
  • medizinisch nicht realisierbare Schmerzen
  • ungewöhnlich heftige Sinneswahrnehmungen, (dissoziative) Zustände (sich "wie weggetreten" erleben)
  • Depressionen
  • Selbstverletzungen/Reizbarkeit/Wutausbrüche
  • Konzentrationsschwierigkeiten

All diese Anzeichen drücken aus, dass Leib und Seele sich immer noch – wie in der auslösenden Situation selbst – vor der Bedrohung (vergeblich) schützen wollen. Die Erfahrung, nicht fliehen und sich nicht wehren zu können, ist immer noch gegenwärtig – so als ob das Ereignis gerade eben geschähe. Wer solche Erlebnisse durchlitten hat, findet später oft nur schwer in sein früheres Leben zurück, da er den Arbeitsanforderungen nicht mehr standhält. Er fühlt sich leicht unverstanden – denn andere Menschen können nicht nachvollziehen, wie diese extreme Form der Überforderung sein Erleben verändert hat. Die Traumatisierung kann also auch das nahe Zusammenleben mit anderen Menschen stark beeinträchtigen. Oft wird dem betroffenen Menschen erst durch Probleme, die er in seinen Beziehungen erleidet, das Ausmaß von Traumafolgen deutlich.

Was tut die Traumatherapie?

In der Traumatherapie können mit verschiedenen Methoden die Traumafolgen behutsam bearbeitet werden, so dass man auf dem Wege der Selbstberuhigung sowie der Distanzierung von dem traumatischen Geschehen nach und nach zu einem sinnvollen "Leben nach dem Trauma" finden kann.

Ich arbeite mit der Methode des Brainspotting (Arbeit mit Blickrichtungen und die damit verbundenen psychischen Inhalte) als einer Weiterentwicklung des EMDR (=durch bestimmte Augenbewegungen herbeigeführte Entlastung des Betroffenen) sowie mit imaginativen und kreativen Techniken aus der Psychodynamisch-imaginativen Traumatherapie (PITT).